Meine erste Lüge

Meine_Erste_LügeEs ist einige Monate her, dass ich im WDR eine Sendung gesehen habe, in der das Buch „Meine erste Lüge“ von Marina Mander vorgestellt und empfohlen wurde. Die Beschreibung der Geschichte hat mich fasziniert und zugleich hatte ich Angst vor diesem Buch – es ist ein trauriges Buch. Wochenlang ging es mir aber nicht aus dem Kopf und so habe ich es nun gewagt und begonnen zu lesen. Einige Tage lag das Buch auf meinem Küchentisch und ich war zerrissen von der Neugier auf den Inhalt und zugleich der eigenartigen Angst davor, dass wenn ich beginne zu lesen, bald das Buch durchgelesen habe und die Magie verschwindet.
„Meine erste Lüge“ erzählt die Geschichte von einem zehn Jahre altem Jungen namens Luca. Er lebt zusammen  mit seiner Mutter, einen Vater gibt es nicht. Seine Mutter leidet an Depressionen und Luca arrangiert sich damit, dass sie oft traurig ist und viel im Bett liegt. Eines Tages steht Lucas Mama aber nicht mehr auf. Luca weiß von seiner Mama, dass es im Waisenhaus ganz furchtbar ist und beschließt den Schein einer heilen Familienwelt aufrecht zu erhalten.

“Wenn sie tot ist, ist sie schon ein Engel, und dann kommt sie, ohne dass ich die Schritte auf dem Parkett hören kann, ohne gegen die Möbel zu stoßen, ohne sich an den Kanten zu verletzen. Sie kommt in einem Nachthemd aus dünnem Stoff, und wie ein Schutzengel macht sie, dass ich schöne Träume habe, sie bewegt sich wie ein Rapper, mit einem Gleiten, ohne den Boden zu berühren. Ich weiß nicht mal, ob es Schutzengel gibt. Sie erzählen dir eine Menge, mit der Entschuldigung, dass dir Geschichten doch gut gefallen, aber du weißt nicht ganz genau, ob sie wahr sind oder nicht. Es könnte auch sein, dass Mama sich in einen Zombie verwandelt, ich fühle mich jetzt auch wie ein Zombie, aber Mama ist zu schön, um ein Monster zu werden.” (S. 45f)

Marina Manders Debüt erzählt von Luca, dem Tod und dem Zurechtfinden in der Welt der Erwachsenen. Es ist ein Buch, das definitiv Gänsehaut macht und am besten mit einer warmen Decke und einer Tasse Tee bewaffnet gelesen werden sollte – perfekt für den beginnenden Herbst.
Ich lese es übrigens sehr bewusst und auch langsam, um möglichst lange etwas von diesem Buch zu haben. Vermutlich wird es auch ein Wiedersehen im Kino geben, denn „Meine erste Lüge“ wird gerade verfilmt.

Eure Paula

Maria Mander
“Meine erste Lüge”
Piper Verlag
16,99 Euro