Eingemauerte USB-Sticks

TUSBote Briefkästen haben eine lange Tradition. Man kennt sie aus Spionagefilmen, sie sind Teil verschiedener Verschwörungstheorien und wurden z.B. während des Kalten Krieges auch tatsächlich von Agenten zum Informationsaustausch genutzt. Sie beschreiben geheime Verstecke, in denen der Absender Informationen für den Empfänger dieser Nachrichten hinterlegt, damit diese Nachrichten nicht von weiteren Personen abgefangen werden können.

Im digitalen Zeitalter hat sich diese Form der Tauschbörse etwas verändert und wurde zu einem Kunstprojekt: Seit einiger Zeit findet man an öffentlich zugänglichen Plätzen USB-Sticks, die in Mauern deponiert werden und für alle frei zugänglich sind. Die Idee hinter dieser Bewegung ist, dass jeder die hinterlegten Daten auf seinen Rechner laden oder auch neue Daten auf den Massenspeicher anlegen kann. Ins Leben gerufen wurde diese Aktion vom deutschen Künstler Aram Bartholl. Auf einer speziell für dieses Kunstprojekt angelegten Netzseite können die Nutzer die Standorte der verstauten USB-Sticks abrufen und sich entweder mit ihrem Rechner auf den Weg zum angegebenen Standort machen oder aber selber einen Speicherstift platzieren und den dazugehörigen Standort eintragen.

Es ist ein witziges und spannendes Projekt, das den Rechner allerdings nicht vor Viren oder anderen Gefahren schützen kann – wie kann es im digitalen Zeitalter auch anders sein! Die Gefahr, dass Fotos ohne Zustimmung der dargestellen Person geladen und zweckentfremdet werden existiert nach wie vor. In einem aktuellen Fall besteht der Verdacht, dass eines der USB-Sticks Anleitungen zu kriminellen Handlungen beinhaltete. Einen positiven Nutzen könnte diese Form des Nachrichtenaustausches beispielsweise für Länder haben, deren mediale Berichterstattung stark eingeschränkt ist und deren Bewohnern nur bedingter Zugang ins Netz oder zu Informationen über wichtige Geschehnisse gewährt wird. Hier könnten die toten Briefkästen des 21. Jahrhunderts als eine Art „Aufklärungs-Plattform“ dienen.

Eine geistreiche, unterhaltsame und geheimnisvolle Aktion, wenn auch heikel – wie immer, wenn es um (geheimen) digitalen Nachrichtenaustausch geht.