Und noch eine Talkshow – Schulz & Böhmermann

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Kölner Treff, Drei nach Neun, NDR Talkshow und und, und jetzt eben auch noch Schulz & Böhmermann. Anscheinend kann die Fernsehwelt nicht genug bekommen, von Diskussionsrunden, in denen die immer selben Menschen sich die Klinke in die Hand geben. Aber brauchen wir tatsächlich noch eine davon?

ZDFneo wirbt mit einer völlig neuen Art der Talkshow: „Ein Gespräch. Zwei Moderatoren. Vier Gäste. Sechzig Minuten. Zweihundert Zuschauer.“ Als neu kann man dieses Konzept allerdings nicht bezeichnen, im Gegenteil. Bühnenbild und Requisite versetzen Zuschauer wie Beteiligte zurück an den Anfang der Talkrunden. Die in diesem Zuge eingebaute Wiederauferstehung der Trink- und Raucherlaubnis scheint vor allem die beiden Moderatoren, Oliver Schulz und Jan Böhmermann, in kindliche Euphorie zu versetzen.

Das scheint auch Oliver Schulz erkannt zu haben, denn die zweite Sendung hat er selbst unter das Motto „Kindergeburtstag“ gestellt. Hier greift hoffentlich der altbekannte Sinnspruch: Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Von Schokoküssen, über Partyhütchen bis zu angeblich unabsichtlich zusammenbrechenden Stühlen fehlt es an nichts.

Worum es in einer Talkshow aber eigentlich geht, kommt zu kurz. Zwar reden mindestens zwei Menschen, nämlich Schulz und Böhmermann selbst, permanent durcheinander, doch am Gespräch mit den Gästen hapert es. Immer dann, wenn ein Gast sich das Wort erkämpft hat und es verspricht etwas tiefgründiger und seriöser zu werden, grätscht einer der beiden Moderatoren mit einer Albernheit dazwischen. So hätte es beispielsweise zwischen Nora Tschirner und Paul Ronzheimer zu einer, gerade in der heutigen Zeit, relevanten Diskussion über die Berichterstattung und Objektivität der Medien kommen können. Oder auch Kathrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen. Böhmermann selbst fragt sie nach ihrer Meinung zum kirchlichen Arbeitsrecht, lässt ihr aber leider in seiner aufgebauschten Rage kaum die Möglichkeit sich zu äußern. 

Zwar kann man den Moderatoren einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen, fraglich ist nur, ob sie ihre überschüssige Energie und ihren Darstellungsdrang nicht vielleicht sinnvollerweise an anderer Stelle befriedigen sollten?

Feststeht, dass wir „Kinderquatsch mit Schulz und Böhmermann“ wirklich nicht brauchen. Wovon wir allerdings mehr bräuchten, sind Sibylle Bergs poetische Portraits der Gäste!

Foto: pixabay.com, CC0-Lizenz