Downton Abbey – Leben zwischen Verstand und Gefühl, Krieg und Frieden

Serientipp

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Highclere Castle – Drehort von Downton Abbey

Downton Abbey – ein ehrwürdiges Anwesen in der Idylle der englischen Landschaft. Seine Bewohner – mehr oder weniger ehrwürdige Menschen – getrennt in zwei Teile: oben und unten, Herrschaft und Dienerschaft. In diese längst vergessene Welt von strenger Etikette und festgefahrener Tradition nimmt uns die preisgekrönte Serie Downton Abbey mit und gewährt uns Eintritt in die langsam aber sicher bröckelnde Gesellschaft des Empires im frühen 20. Jahrhundert.

Wandel und Umbruch sind die Schlagworte, die die Geschichten von Downton und seinen Bewohnern bestimmen. Nicht nur an den persönlichen Schicksalen der adligen Familie Grantham und deren Bediensteten nehmen wir als Zuschauer teil – nein, gleichzeitig wird man Zeuge der historischen Wenden. Der Untergang der Titanic, der Erste Weltkrieg, die Wirtschaftskrise und die Roaring Twenties beeinflussen das Leben der Protagonisten und zeichnen ein glaubwürdiges Bild des damaligen Zeitgeschehens.

Insbesondere steht auch die Emanzipation der Frau im Mittelpunkt der Serie. Die drei Töchter der Familie, Lady Mary, Edith und Sybil müssen sich ihren Weg in eine neue Epoche voller Unabhängigkeit und Selbstbestimmung bahnen. Während die eine in den Fängen von Snobismus und Brauchtum gefangen scheint, verliebt die andere sich in den Chauffeur der Familie. Die mittlere Tochter Edith, die weder über die Vorteile der Erstgeborenen noch den Charme ihrer jüngeren Schwester zu verfügen scheint, bleibt trotz aller Mühen das Sorgenkind der Crawleys. Den Dreien bei ihrer Befreiung und Selbstfindung zuschauend, können wir aus der Vergangenheit lernen und uns als heutige junge Frauen dankbar schätzen, für das, was die Generationen vor uns für die Selbstbestimmung der Frau getan haben und es uns als Beispiel nehmen. 

Aber nicht nur die Familie strebt neue Ufer an, auch unter den Bediensteten steigt das Verlangen nach einem Leben außerhalb des Küchentrakts. Bildung spielt hier eine ganz entscheidende Rolle und führt zu der Frage, kann man sein Leben verändern, Ziele erreichen, von denen man nie zu träumen gewagt hätte und den Status des Dieners gegen ein bürgerliches Leben eintauschen?

Wie in jeder guten Serie, sind Tod, Liebe und Krankheit die steten Begleiter der Charaktere. So viel Leid allerdings, wie manch eine der Figuren ertragen muss, kann einem schon zu viel erscheinen. Doch gerade dieses Auf-die-Spitze-Treiben, das leicht Überzogene, ist es, was Downton Abbey ausmacht. Dies wird stets gekonnt und süffisant von der alten Lady Grantham kommentiert. Das Oberhaupt der Familie Crawley, in unnachahmlicher Weise von Maggie Smith verkörpert, hat zu allem und jedem die passende trockene Bemerkung parat und bringt nicht nur den Zuschauer zum Schmunzeln. So sind ihre Sprüche, wie „I am a woman […], I can be as contrary as I choose“, „Vulgarity is no constitute for wit“ oder „Don´t be defeatist, it´s so middle class“, in Fankreisen bereits legendär.

Downton Abbey trumpft aber nicht nur mit seinem hochkarätigen Cast auf, sondern ist auch visuell hochwertig. Für Liebhaber britischer Architektur, edler Einrichtung, feiner Kleidung sowie malerischen Landschaftsaufnahmen ist die Serie ein wahrer Augenschmaus.

Wer Familie Crawley und ihre Dienerschaft nun näher kennenlernen möchte, kann sie sich direkt nach Hause holen, denn die gesamten sechs Staffeln der Serie sind bereits als DVDs erhältlich.

Foto: by JB + UK_Planet – originally posted to Flickr as Highclere Castle 1, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4337882