Nick Hornby-Ballfieber

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Quelle: eigene Aufnahme
Quelle: eigene Aufnahme

Bei dem Titel dieses Buches handelt es sich nicht um eine Krankheit, zumindest keine, die einem ein Arzt attestieren würde. Es geht um die Begeisterung für den berühmtesten Mannschaftssport der Welt: Fußball. Häufig hört man in den Medien ebenfalls den Begriff „Fußballfieber”. Der 1992 erschienene Roman (Originaltitel: Fever Pitch) des britischen Autors Nick Hornby handelt aber nicht nur vom Fußball, sondern erzählt auch von der Kindheit und Jugend des Ich-Erzählers. Hier spielt Fußball die zentrale Rolle. Das Leben des Ich-Erzählers weist viele Parallelen zu dem des Autors auf. Offiziell ist es aber keine Autobiographie.

Der Ich-Erzähler wächst mit seiner Mutter und seiner Schwester in einem Londoner Vorort auf. Seinen Vater sieht er nur selten, meist zusammen mit seiner Schwester an einem Abend in der Woche zum Essen an Autohöfen. Doch eines Tages kommt die Wende, welche sowohl das Verhältnis zu seinem Vater als auch sein komplettes Leben auf einen Schlag ändern soll. 1968 wird er von seinem Vater zu einem Fußballspiel des FC Arsenal London eingeladen. Er ist von Anfang an überwältigt von der Atmosphäre: die vulgäre Sprache und der Tabakqualm auf den Rängen geben ihm das Gefühl von Männlichkeit, das er zuvor Zuhause vermisst hat. Von diesem Moment an ist er vom Fußball besessen. Anfangs noch mit seinem Vater, versucht er so viele Spiele des FC Arsenal wie möglich im Stadion zu verfolgen. Fußball bietet ihm zum einen die Möglichkeit, seinen Vater zu sehen und auch bei jedem Heimspiel in die Atmosphäre des Stadions einzutauchen. Seine Begeisterung für den FC Arsenal war von Anfang an bedingungslos. Er stellt rückblickend fest: „Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden“. Diese bedingungslose Hingabe für den FC Arsenal beginnt im Jahr 1968 und zieht sich durch den ganzen Roman bis ins Jahr 1992. Doch Ballfieber erzählt nicht nur vom Fußball, denn wichtige Meilensteine in seinem Leben werden ebenfalls thematisiert. Die Geschichte wird in einem Tagebuch dargestellt, dessen Einträge immer das Datum eines Fußballspiels tragen und neben dem Bericht des Spiels auch Erzählungen von Ereignissen vor und nach dem Spieltag enthalten. Es wird besonders deutlich, welche Rolle Männlichkeit und Vorbilder für den Prozess des Erwachsenwerdens des Ich-Erzählers als Scheidungskind spielen. Auch wird deutlich, wie sich seine Liebe zum Fußball auf seine Beziehung zu einer Frau und sein Berufsleben als Englischlehrer auswirkt. Der Roman greift außerdem die Entwicklung des englischen Fußballs während dieser Zeit auf. Diese wurde maßgeblich beeinflusst von den Stadion-Katastrophen im Heysel-Stadion in Brüssel 1985 und im Hillsborough-Stadion in Sheffield 1989, welche zusammen über hundert Menschen das Leben kosteten. Ballfieber ist nicht nur ein Fußballroman, sondern auch in gewisser ein Erziehungsroman, der von den Übergangsriten während des Erwachsenwerdens des Ich-Erzählers berichtet. Wer sich also für eine dieser beiden Aspekte interessiert oder einfach etwas darüber erfahren möchte, liegt mit Ballfieber genau richtig. Für Fußball-Fans ist Ballfieber quasi ein Muss, welches im Jahre 1997 ebenfalls verfilmt wurde. Für mich ist Ballfieber DER Fußballroman schlechthin.