„Ich hatte die Nase voll davon, in Cafés zu sitzen und Latte macchiato zu trinken und koffeingetunte Pläne zu schmieden, die doch nie Realität würden. Also fuhr ich los.“

Huldar ist Isländer, er wohnt in Reykjavik und beschließt sein Land und sich selbst besser kennenzulernen. Dies tut er in den „isländischsten Monaten“: Januar und Februar. Huldar kauft sich einen alten Volvo Lappländer, der, obwohl er keine Ahnung von solchen Autos hat, sein treuer Begleiter werden soll. Mit diesem macht er sich auf den Weg an der Küste entlang durch Island. Wirklich vorbereitet ist er auf diese Reise und die Erfahrungen nicht. Er hat Bücher dabei, über die er mit den Leuten in den Dörfern in Kontakt tritt. Seine Gesprächspartner findet er meistens in der Tankstelle der meist gering besiedelten Orte. Dort lernt er verschiedenste Menschen kennen. Er erfährt auch die Eigenheiten und Gefahren der Natur und er erfährt sich selbst. Eine Kaffeekasse in Sudavik wird zum Riesenproblem für ihn. „Steck einfach irgendetwas rein. Du musst auch nicht, wenn du nicht willst. Kein Problem.“ sagt die Frau hinterm Tresen zu ihm und Huldar ist überfordert. Er weiß nicht, wie viel er geben soll und wie viel angemessen ist. Er kann nicht verstehen, dass ihm soviel Vertrauen entgegen gebracht wird.
„Liebe Isländer“ ist ein Reisebericht, aber es ist auch ein Buch zum Träumen von Einsamkeit, Natur und der Suche nach sich selbst. Die Erzählweise ist unaufgeregt und persönlich. Zu Beginn des Buches wird der Leser mit Kartenmaterial, einer kleinen Vokabelliste und Anmerkungen an Island herangeführt. Es entsteht ein erstes Bild von der Landschaft und der Kultur: „In Island duzt man sich im Allgmeinen. Island ist vor allem entlang der Küste besiedelt, das Landesinnere weitestgehend unbewohnt. Die Ringstraße führt, mit vielen Abzweigungen, in Küstennähe um das ganze Land und verbindet die Siedlungen miteinander.“
Insbesondere für die nächsten Monaten, die ja nach Huldar besonders isländisch sind möchte ich „Liebe Isländer“ empfehlen.
Seit 2011 ist es auf Deutsch erhältlich, 1998 erschien es unter dem Titel „Góðir Íslendingar“ auf Isländisch.
Eure Paula

Huldar_Breidfjörd
Huldar Breidfjörd „Liebe Isländer“
219 Seiten, 16,95 Euro