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So heißt es in einem der Lieder der deutsch-französischen Band „Irie Révoltés“, die seit 2010 besteht und sich in ihrer Musik, die von Ska, Reggae, Rock und Rap durchzogen ist, mit sozialkritischen Themen beschäftigt. Ähnlich wie der Rapperin Sooke aus unserem letzten Beitrag, ist es auch der Band aus Heidelberg ein Anliegen mit ihrer Musik und ihren Texten ein Zeichen zu setzen, ihre Fans zum Nachdenken zu bringen und sich damit gegen Rassismus, Sexismus und Ausgrenzung einzusetzen. Leider gab die neunköpfige Band rund um die beiden Brüder „Mal Élevé“ und „Carlito“ Ende 2016 ihre Trennung zum Ende des Jahres 2017 bekannt, um sich auf neue Projekte zu konzentrieren. Damit hören sie in den Augen vieler auf dem Höhepunkt ihrer Karriere auf. Um diese wunderbare Band nicht einfach so gehen zu lassen, möchte ich sie euch in diesem Beitrag gerne näher bringen.

Schon der Name der Band spiegelt wider, worum es in ihren Liedern geht und wie ihre Musik rüberkommt: „Irie“ ist ein Ausdruck aus der jamaikanischen Kreolsprache Patois und steht für positive und glückliche Stimmung. „Révoltés“ bezeichnet in der französischen Sprache die Aufständischen. Und DAS ist Programm, wenn „Irie Révoltés“ auf der Bühne stehen.

2010 gegründet haben sich die Musiker aus Heidelberg mit der Zeit einen Namen gemacht und treten auf den großen Festivalbühnen in Deutschland, Österreich und Tschechien auf. Über 25 Länder bereisten sie bei ihren 500 Auftritten. Die Mischung aus Deutsch und Französisch macht jedes Konzert der Band zu einem Erlebnis. Die beiden Sänger und Brüder geben auf der Bühne über zwei Stunden Vollgas, so dass ein jeder im Publikum mittanzt. Doch obwohl ihre Musik gute Laune verbreitet und zum Tanzen anregt, steckt hinter jedem ihrer Lieder eine wichtige Nachricht. Besonders die Themen Rassismus, Faschismus und der Aufschwung, den rechte Gruppierungen und Parteien in den letzten Jahren immer wieder erlebt haben, sind Teil ihrer Lieder.

„Ich sehe Nazipropaganda, sie schwirrt überall im Netz sie fühlt sich wohl
im Bundestag im neuen Einreisegesetz.
Am Stammtisch wo man über die scheinbare
Ausländerflut hetzt, fühlt sie sich zu Hause, in den Köpfen sitzt sie fest.
Ohne Verstand, mit Waffen und die Zähne voll gewetzt, werden unzählige Menschen bis
zu ihrem Tod gehetzt.
Es wird auf Rasse, Führer und das Vaterland gesetzt.
Zu viele Menschenleben hat diese Ideologie zerfetzt!“ (Antifaschist – Irie Révoltés)

Das Anliegen der Band, den Rassismus aus den Köpfen der Gesellschaft zu bekommen, zeigt sich nicht nur bei ihren Konzerten. Seit einigen Jahren sind sie gern gesehene Gäste auf Demonstrationen und bei Aktionen gegen Rechts und haben sich damit ähnlich, wie „Ton, Steine, Scherben“ in früheren Zeiten, einen Namen gemacht. Neben ihrem musikalischen Einsatz für ein buntes Deutschland unterstützen die Musiker tatkräftig verschiedene soziale Projekte, u.a. das Projekt „Viva con Agua“ aus Hamburg, das sich für sauberes Trinkwasser auf der ganzen Welt stark macht. Neben Informationsständen auf ihren Konzerten schrieb die Band ein eigenes Lied für „Viva con Aqua“ und bereiste zusammen mit den Mitarbeitern des Projekts verschiedenste Länder. Neben weiteren musikalischen Unterstützungen für und bei unterschiedlichsten Projekten ist besonders die Initiative „Rollis für Afrika“ eine Herzensangelegenheit der Gruppe.

Wo es nur geht, versuchen „Irie Révoltés“ mit ihrer Musik ein Zeichen zu setzen, sich politisch und sozial zu engagieren und auf Missstände in Deutschland und der ganzen Welt aufmerksam zu machen. Dass politische Themen wie Rassismus bei ihren Konzerten immer wieder thematisiert und angesprochen werden, mag einigen nicht gefallen. „Musiker sollen sich auf die Musik konzentrieren und basta!“ heißt es dann. Doch genau in dieses Schema passt die Band nicht hinein – und das ist auch gut so! Jeder, der sie bereits live gesehen hat und ihre Musik privat gerne hört, ist sich bewusst darüber, dass es der Band wichtig ist, nicht nur mit guter Laune auf der Bühne herumzutanzen und von Sonnenschein und Liebe zu singen. Sie erheben ihre Stimme für wichtige Themen und verschaffen sich auf diese Weise ein Gehör ohne eine düstere, betroffene Stimmung bei ihren Auftritten zu erzeugen.

Nach der diesjährigen Festivalsaison begibt sich die Band auf eine letzte Abschiedstour durch Deutschland. Auf 19 Konzerten werden sie ein letztes Mal gemeinsam auf der Bühne Gas geben, sich erneut für ihr Anliegen einsetzen, erneut die Menge zum Beben bringen und am Ende des Tages wahrscheinlich auch die ein oder andere Träne hervorrufen. Denn Bands wie „Irie Révoltés“, die sich stark machen für wichtige Themen und dabei keine Gegenleistung, keine Lobpreisung oder Anerkennung erwarten, Benefizkonzerte veranstalten und Projekte in aller Welt tatkräftig unterstützen, gibt es wenige. Merci!

Bildquelle: Gemeinfrei über Wikimedia Commons ( Von Libertinus – http://www.flickr.com/photos/libertinus/5693467660)