Wie man es nicht macht: Museumsnacht

Zwei halbe Tage in Frankfurt verbringen. Riesige Stadt mit vielen interessanten Ecken und wenn man einen quasi einheimischen Touristenführer in Form seiner Schwester dabei hat, kann man sicherlich auch diejenigen Ecken abseits der überlaufenen Hauptattraktionen entdecken.

Bei diesem Besuch offeriert die Stadt jedoch ein überzeugendes Angebot: Die Frankfurter Museumsnacht mit vergünstigtem Ticketpreis für Studenten wie uns, zahlreiche vielversprechende Angebote, zig Museen und dazu besondere Veranstaltungen: Lesungen, Konzerte, darstellende Kunst. Als wir das Programmheft durchblätterten, überfluteten uns die vielen Möglichkeiten. Also überlegten wir uns eine Strategie: Als erstes gingen wir alle Angebote durch und schrieben dabei diejenigen auf, für die wir uns interessierten, mit Zeit und Ort. Wie zu erwarten war, wurde diese Liste mehrere Seiten lang. Wir überlegten uns, dass die Museen ja tatsächlich größtenteils das ganze Jahr über geöffnet und die Besonderheit an diesem Tag doch eigentlich die vielen Veranstaltungen und Aktionen waren. Reiz des Neuen und Einmaligen. Wir wollten für unser berapptes Geld ja auch möglichst viel bekommen. Also schauten wir, wie wir in der verfügbaren Zeit möglichst viel „mitnehmen“ konnten. Wir füllten den Zeitplan dicht und suchten auf dem Stadtplan nach einer effizienten Route.

Nach nur zwei Stunden Planung hatten wir den ultimativen Plan ausgeheckt und waren wahnsinnig stolz auf uns.
Der erste Programmpunkt konnte auch noch perfekt abgehakt werden, für den Blick über Frankfurt in der Abenddämmerung hatten wir scheinbar recht großzügig Zeit eingeplant und die Schlange vorm Aufzug ins vierzigste Stockwerk und wieder hinunter war auch einigermaßen kurz. Doch schon beim zweiten Punkt auf unserer Liste sahen wir uns gezwungen, vom ursprünglichen Plan abzuweichen. Und das hatte nicht einmal damit zu tun, dass die S-Bahn-Fahrt in die Stadt länger dauerte als angenommen. Die Veranstaltung, die wir uns ausgesucht hatten, eine „musikalische Krimilesung“ war einfach nicht das, was wir uns darunter vorgestellt hatten. Und so verließen wir möglichst unauffällig den Lesesaal und blickten uns zurück in der Gasse neben dem Veranstaltungsgebäude etwas ratlos an. Wir schauten im Programmheft nach, welche Alternativvorschläge es für Attraktionen in unserer Nähe gab, weil wir uns nicht zu weit entfernen wollten, um später wieder unseren ursprünglichen Plan verfolgen zu können. Doch auch dort hatten wir Pech, weil uns das Programm der auftretenden Straßenkünstler nicht zusagte. Dies frustrierte uns ziemlich, sodass wir beschlossen, jetzt „auf Nummer sicher gehen“ zu wollen. Also wählten wir eine Ausstellung mit Zeichnungen und Bildern von Otto mit Live-Musik einer Drei-Mann-Jazz-Band. Da konnte nichts schief gehen, diese Beschreibung ließ nur wenig Interpretationsspielraum. Obwohl die Schlange vor dem Gebäude fast um das halbe Haus herumführte, war die Wartezeit kurz und trotz dem Gedränge drinnen schien der Abend endlich richtig anzufangen. Aufgrund der allgemeinen Hitze an diesem Abend machten wir danach eine kurze Verschnaufpause und übersprangen den dritten Programmpunkt, um zum vierten pünktlich zu erscheinen. Wir bekamen dann auch tatsächlich noch die letzten zwei Sitzplätze und lauschten anderthalb Stunden zwei talentierten Sängerinnen, die Lieder von Kurt Weill und Bertold Brecht zum Besten gaben. Wir waren so begeistert, dass wir blieben, obwohl das Konzert länger dauerte, als angegeben und wir so unser nächstes Ziel ebenfalls streichen mussten. Der Abend war nun schon weit vorangeschritten und wir vom Herumgehetze und vom Umwerfen und Neuschmieden unserer Pläne leicht gestresst und schon etwas müde.

Also letzter Programmpunkt des Tages: Kurz-Animationsfilme im Kino. Da die Filme in Schleife gezeigt wurden, konnten wir einfach starten, sobald wir angekommen waren, mussten uns nur im dunklen Kinosaal irgendwie zurecht und ein paar leere Sitze (in der dritten Sitzreihe) finden. Kulturell hochwertig gönnten wir uns eine große Tüte Popcorn und ein Kaltgetränk. Die Filme waren sehr gut. Lustig, hintergründig, liebenswert, schockierend. Trotzdem schliefen wir beide ein und wachten erst wieder auf, als bereits der zweite Durchlauf der Filme angefangen hatte. Wir warteten daraufhin auf die Wiederholung des zweiten Teils, den wir verschlafen hatten und wurden schließlich nach Ende des letzten Films, der, wie sich herausstellte, auch der letzte Film des Abends war, in die abgekühlte Nachtluft hinauskomplimentiert.

Obwohl das Konzert und das Miniatur-Kurzfilmfestival wirklich gut gefielen, blieb bei uns ein eher negativer Eindruck hängen, der sich hauptsächlich aus Enttäuschung speiste, darüber, nicht alles geschafft zu haben, was wir uns vorgenommen hatten und darüber, dass einige Programmpunkte anders aussahen, als wir uns das anhand der Beschreibung im Werbeheft ausgemalt hatten.

Ein bisschen mehr Grundentspannung hätte uns gut getan und vielleicht wäre es bei dem hervorragend sonnigen Wetter auch einfach angezeigt gewesen, den Abend draußen zu genießen und die Museen auf andere, regnerische Tage zu verschieben.

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