Broadchurch

Serientipp

Was passiert mit den Angehörigen und Freunden eines Mordopfers? Welche Konsequenzen hat dieser unsägliche Verlust für die Hinterbliebenen? Hat man die Kraft, trotz einer solchen Tragödie sein Leben wieder in geregelte Bahnen zu bringen? Diesen Fragen widmet sich die britische Fernsehserie „Broadchurch“ in einer ruhigen, bestechend feinfühligen und unheimlich fesselnden Art und Weise.

Broadchurch ist ein kleiner und unscheinbarer Fischerort in Südwestengland. Die Dorfbewohner kennen einander, besuchen den sonntäglichen Gottesdienst – alles verläuft in scheinbar geregelten Bahnen. Dieser Idylle wird ein jähes Ende bereitet, als am Strand der ermordete Danny Latimer aufgefunden wird. Er liegt im Sand im Schatten der steilen Klippen. Die Suche nach seinem Mörder beginnt. Um die ermittelnden Detective Inspector Alec Hardy (David Tennant) und Detective Sergeant Ellie Miller (Olivia Colman) entspinnt sich ein Netz aus Verdächtigungen, Beweisen, Alibis und Verhören. Dieses Netz durchzieht langsam aber sicher den gesamten Ort und beinahe jeden einzelnen seiner Bewohner.

In der ersten der drei Staffeln von „Broadchurch“ wird der Mörder des Jungen gesucht. Die zweite Staffel zeigt den Gerichtsprozess und behandelt parallel einen bisher ungelösten Fall aus DI Hardys Vergangenheit. Die abschließende Staffel begleitet die Polizisten bei ihren Ermittlungen zu einem Sexualdelikt an einer Bewohnerin des Ortes. Über die drei Staffeln und insgesamt 4 Jahre begleitet die Kamera die Familie und Freunde des toten Danny Latimers und zeigt, wie unterschiedlich die Menschen mit dem Verlust umgehen und wie ein solcher Schicksalsschlag einen ganzen Ort verändern kann.

So erleben wir als Zuschauende, wie Dannys Eltern und seine Schwester vom Tod ihres geliebten Sohnes und Bruders erfahren. Wie sie trauern, wie sie ihrer Wut und Verzweiflung keinen Einhalt gebieten können. Welch zerstörerische Wirkung diese Emotionen haben können. Wie die lokale Presse mit dem Verbrechen umgeht, was für eine Kraft und einen großen Einfluss die Berichterstattung auf die polizeilichen Ermittlungen haben kann.

Neben diesen Einsichten steht aber auch der Umgang der Polizisten mit dem Mordfall im Fokus. Was macht ein solch zäher und immer wieder enttäuschender Ermittlungsprozess mit den Polizisten? Wie können sie sich immer wieder aufs Neue ermutigen, weiterzumachen und nicht aufzugeben? Wie können sie als Menschen wie jeder andere ihr Nervenkostüm so zusammenhalten, dass sie die Hoffnung auf Gerechtigkeit nicht aufgeben?

Die Serie mit ihren hervorragenden Schauspielern schafft es, die Ermittlungen, den Prozess und den Alltag um die grausame Tat mit einer solchen Intensität und Authentizität darzustellen, dass sie an manchen Stellen beinahe dokumentarischen Charakter hat. Man scheint die Persönlichkeiten zu kennen und bemerkt dennoch immer wieder, wie sie einen im positiven wie im negativen überraschen können. Denn über eines sollte man sich klar sein: Die Serie wirft einen Blick auf die Abgründe des menschlichen Wesens und zeigt, was ein Mensch in der Lage ist zu tun.

Zu sehen sind alle drei Staffeln bei Netflix.

Foto: Pixabay, CC0 Creative Commons