Der Stern

Der Stern
Von Wilhelm Busch

Hätt’ einer auch fast mehr Verstand
als wie die drei Weisen aus Morgenland
und ließe sich dünken, er wäre wohl nie
dem Sternlein nachgereist, wie sie;
dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest
seine Lichtlein wonniglich scheinen lässt,
fällt auch auf sein verständig Gesicht,
er mag es merken oder nicht,
ein freundlicher Strahl
des Wundersternes von dazumal.

 

Das zehnversige Gedicht „Der Stern“ von Wilhelm Busch bezieht sich auf den „Wunderstern“, der zur von Geburt Jesus Christus den drei Weisen (Heilige Drei Könige) den Weg zur Geburtsstätte wies. Dabei weist das Gedicht in den ersten vier Versen darauf hin, dass wenn „einer auch fast mehr Verstand“ (V.1) hätte als die drei Könige, also nur ein wenig schlauer wäre, er diesem Stern nie nachgereist wäre. In den weiteren sechs Versen hingegen gibt das Gedicht zu verstehen, dass diesem Verständigen (vgl. V.7), der nicht an die wundersame Geburt eines Gottessohnes glaubt, durch die Lichter des Weihnachtsfestes ein „freundlicher Strahl“ (V.9) des „Wundersternes von dazumal“ (V.10) auf das Gesicht fällt, auch dann wenn er es nicht merkt.
Begründen lässt sich die Aussage des Gedichts mit dem christlichen Glauben, dass Gott die Menschen liebt, auch wenn sie nicht an ihn glauben.

Wilhelm_Busch-1860
Wilhelm Busch, 1860  (Urheber: Edgar Hanfstaengl, gemeinfrei)

Am 15. April 1832 wird Wilhelm Busch in Wiedensahl in der Nähe von Hannover geboren.
Wilhelm ist das älteste Kind von sieben und weil in dem elterlichen Haus nicht genügend Platz vorhanden ist, geben sein Vater, der Kaufmann Friedrich Wilhelm Busch und seine Frau Henriette Dorothee Charlotte den neunjährigen Wilhelm zu seinem Onkel Georg Kleine, der als Pastor in der Nähe von Göttingen lebt. Dort erhält Wilhelm Privatunterricht durch seinen Onkel. Mit fünfzehn Jahren wird er in die polytechnische Schule zu Hannover aufgenommen, wo er dem Willen seines Vaters gemäß zum Maschinenbauer ausgebildet wird.
Anschließend folgt Wilhelm jedoch seiner Begabung des Zeichnens und Malens, und schreibt sich an der Kunstakademie Düsseldorf ein. Die Lehrinhalte sind ihm jedoch zu theoretisch, so dass er nach kurzer Zeit an die Königliche Akademie in Antwerpen wechselt. Hier übt die flämisch-holländische Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts großen Einfluss auf den nun zwanzigjährigen Studenten aus.

Eingeschlafener-Trinker-(Wilhelm-Busch)
Eingeschlafener Trinker (1869) (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Wenige Zeit später erkrankt Wilhelm an Typhus und kehrt in sein Elternhaus zurück, wo er mündlich überlieferte Märchen, Sagen und Volkslieder sammelt, aufzeichnet und veröffentlicht.
Im Jahr 1854 geht Wilhelm an die Münchener Akademie der bildenden Künste. 1859 liefert er Zeichnungen und Gedichte an die humoristische Zeitschrift „Fliegende Blätter“.1865 wird seine erste Bildergeschichte „Max und Moritz“ veröffentlicht.

MaxMoritz
Max und Moritz (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Etwa ein Jahr später zieht es Wilhelm zu seinem Bruder Otto nach Frankfurt, wo er sich mit Arthur Schopenhauers Werk beschäftigt und seine geschätzte Freundin Johanna Keßler kennenlernt.
Zu seiner Schwester Fanny, die nach dem Tod ihres Mannes im Pfarrwitwenhaus ihres Geburtsortes Wiedensahl lebt, zieht Wilhelm im Jahr 1878. Wilhelm hilft ihr, seine drei Neffen zu erziehen. Gemeinsam ziehen sie zwei Jahre später in den Harz nach Mechtshausen. Sein Neffe Otto Nöldeke ist dort Pfarrer. Wilhelm konzentriert sich hier auf das Verfassen von Gedichten für die Gedichtsammlung „Zu guter Letzt“.  Auch seine Autobiographie von 1893 findet hier Vollendung. Mechtshausen ist schließlich auch der Ort, an dem Wilhelm Busch am 9. Januar 1908 verstirbt.

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Busch vor seinem letzten Wohnsitz (1902), dem Pfarrhaus in Mechtshausen (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Wohl dem, der ohne Grauen,
In Liebe treu bewährt,
Zu jenen dunklen Auen
Getrost hinüberfährt.

Zwei Blinde, müd vom Wandern,
Sah ich am Ufer stehn;
Der eine sprach zum andern:
Leb wohl, auf Wiedersehn.

Aus dem Gedicht „Auf Wiedersehen“ aus der Gedichtsammlung „Zu guter Letzt“.

Alle Bilder aus Wikipedia: Wilhelm Busch