Hamburg erleben – Teil 3

h2013-11-14_212Mit „Moin Moin“ begrüßt man sich in Hamburg den ganzen Tach. Und wer den norddeutschen Hafendialekt in all seiner Vielfalt erleben möchte, macht bestenfalls eine Hafenrundfahrt, nä? Denn die wird in Hamburg mit allerlei Anekdoten durch die Kapitäne erheitert, du!
Für so eine Rundfahrt eignet sich die Barkasse am besten, denn die kommt im Hamburger Hafen auch da hin, wo die großen Schiffe nicht hinkommen. Die Bezeichnung „Barkasse“ stammt ursprünglich aus dem Italienischen (barcaccia = Großboot) und war früher das größte Beiboot eines Kriegsschiffes.
Und weil die Barkassen nur große Boote h2013-11-14_087und keine sperrigen Schiffe sind, können sie auch die alte Speicherstadt durchfahren. Die Fahrt auf den Fleeten (Kanälen) der Speicherstadt führt an hochragenden Backsteinhäusern vorbei. 
Diese Kanalstraßen durch den denkmalgeschützten Laugerhauskomplex lassen ein wenig an Venedig denken und man kann sich gut vorstellen, wie hier früher Boote be- und entladen wurden.
Gerade bei hohem Wasserstand muss man an Deck den „Kopp“ einziehen wenn die Barkasse die kleinen “Brrrücken” durchfährt. Weiter geht die Fahrt, vorbei an der Statue des Seeräubers Klaus Störtebeker, die an der Stelle steht, an der er vermutlich auch enthauptet wurde.

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FischerSchiffe gibt es im Hamburger Hafen natürlich wie Sand am Meer, von Fischerbooten bis zu den großen Schiffen, die die Weltmeere überqueren. 

 

Eine Attraktion im Hamburger Hafen ist auch das gewaltige Gebäude der Hafen20Elbphilharmonie. Die Kosten, die der Bau dieses Klassik-Giganten voraussichtlich in Anspruch nehmen wird, sind mittlerweile so unübersichtlich, dass ich keine Aussage wage, doch selbst eine Klobürste, so schreibt es die Presse, soll an die 300 Euro kosten. Das mit wellenförmigem Dach gestaltete Glashaus ist 110 Meter hoch und wird wohl frühestens im Jahre 2017 eröffnet – für wen auch immer, denn ein Konzertabend in diesem Luxushaus muss sich ja auch erstmal ein ausreichend großes Publikum leisten können – und doch würde ich bei all den Bau- und Kostenskandalen für einen musikalischen Abend in dieser beeindruckenden Elbphilharmonie sterben (natürlich nur im übertragenen Sinne).

Damit eine Hamburger Hafenrundfahrt auch im Herbst so richtig Seemännisch wird, kann man sich der Obhut unter Deck entziehen und den rauhen Wind und Hafen1den Seegang an Deck genießen. Gespickt mit allerlei Witzen des Kapitäns ist die Fahrt nicht nur informativ sondern lädt auch immer wieder zum Lachen ein. So geben die Kapitäne beim Passieren des Michels uralte Barkassen-Kalauer zum Besten, wie zum Beispiel „Vom Michel kann man drei Meere sehen. Tagsüber ein Häusermeer, Nachts ein Lichtermeer und wenn man die Augen zu macht, gar nichts mehr“. Der Michel, also die St. Michaelis-Kirche, mit seinem dunklen Turm bildet das Wahrzeichen der Hansestadt und ist aus vielen Winkeln der Innenstadt zu sehen. So eine Hafenrundfahrt dauert etwa eine Stunde und ist mit 18 Euro pro Person nicht gerade günstig, aber doch ein Erlebnis, an das man sich gerne erinnert. 

Kunst-ModerneBesonders auffällig im Hamburger Stadtbild ist die Mischung aus modernen und alten Gebäuden und Elementen, damit beweist die Stadt, wie innovativ und offen sie für neues ist. Wo man auch hinschaut, dieser Stilmix ist nahezu allgegenwärtig, genauso der Humor. Denn selbst die öffentlichen Mülleimer „sprechen“ mit den Bürgern und Touristen. Mit Sprüchen wie „Gib mir den Rest“ oder “Willst Du es mir entsorgen?” fordern die roten Eimer spielerisch zu Sauberkeit und Ordnung auf. Für diesen gelungenen Sprachwitz erhielten die Stadtreinigung Hamburg und die Werbeagentur MKK 2011 den Elbschwanenorden.  h2013-11-14_033

Und wie alles mal ein Ende hat, so endete auch unsere Zeit in der Hansestadt Hamburg. Der letzte Blick vor der Abfahrt fiel schließlich auf die „Kehrwiederspitze“, eine Aufforderung, der wir gerne nachkommen.
Moin Moin und fahrt mal an die Waterkant
Lisa

Wissenswertes am Rande: Die typischen Hamburger „Klein-Erna-Witze“ basieren auf einem Missgeschick, dass der kleinen Erna Nissen aus Schleswig Holstein einst passierte. Als sie eben ein Schiff auf den Namen „Klein Erna“ taufen sollte, zersprang die Sektflasche nicht. Ernas Brüder erzählten dies anschließend in ihrem Segelclub, woraufhin die Clubkameraden sich weitere Anekdoten zu Klein-Erna ausdachten. Die Schriftstellerin Vera Möller (1911-1998) sammelte die plattdeutschen Witze.

Mamma aus’n Fenster: „Klein Erna, muscha die Katze nich immer an Schwanz ziehn!“ Klein Erna: „Tu ich scha auch gaa nich. Die Katze zieht immer, ich halt ihr bloß fest!“