Der Nachbar – das unbekannte Wesen

NachbarVon meinem Nachbarn weiß ich, dass ihre Waschmaschine in der Küche steht. Anders kann ich mir nicht erklären, dass meine Küchenlampe regelmäßig von der Decke zu fallen droht. Viel mehr Wissen habe ich aber nicht über ihn oder sie. Ob mein Nachbar auch studiert und wenn ja, was? Hat er eigentlich Haustiere? In einem Mehrparteienhaus können sehr ähnliche Menschen, zum Beispiel viele Studenten, oder ganz unterschiedliche Menschen wohnen. Meistens könnte man sich bereichern, austauschen und helfen – wenn man sich denn untereinander kennen würde. Gerade in Großstädten ist das Wohnen anonym geworden. Das hat den Vorteil, dass man sich weniger beobachtet fühlen muss von den Nachbarn und „was die Nachbarn wohl dazu sagen“ interessiert einen wenig, kennt man sich doch gar nicht.
Aber wäre es nicht schön, seine Katze während eines Kurzurlaubs beim Nachbarn abzugeben, schließlich hat er selber zwei Kater? Oder sich das Waffeleisen zu leihen? Appetit auf frische Waffeln habe ich nur ein- bis zweimal im Jahr und ein eigenes Waffeleisen hat sich da noch nie gelohnt. Im Gegenzug könnte ich meine Auflaufform oder den Werkzeugkasten für ein paar Tage abgeben.
„Meet your Neighbour“ (Triff deinen Nachbarn) nennen sich Initiativen, die derzeit vielfach insbesondere in Großstädten entstehen und die mit diesem Missstand aufräumen wollen.
Im Berliner Stadtbezirk Wedding gibt es zum Beispiel die WeddingWandler. Mit Hilfe des Internets organisiert die stetig wachsende Gruppe Treffen und Aktionen. Durch diese Plattform fällt es natürlich besonders leicht, mit seinen Nachbarn in Kontakt zu treten. In vielen sozialen Netzwerken haben sich auch bereits Gruppen zu den einzelnen Stadtbezirken gegründet, die herzlich dazu einladen, sich virtuell und dann vor allem auch persönlich in der Nachbarschaft besser kennenzulernen. Natürlich bleibt der schnellste und persönlichste Weg immer noch: einfach anklingeln. Das kostet etwas Überwindung aber man kann einen tollen Nachbarn, vielleicht einen Freund kennenlernen und sich auf kurzem Weg im Haus unterstützen.
Also, einfach mal anklingeln und schauen, wer nebenan wohnt.
Eure Paula