Bella Italia (Teil II)

Italia22Nach den ersten drei Stationen Venedig, Verona und Mailand, die wir in endlosen Fußmärschen erkundet haben, erreichen mein Freund und ich auf unserer Italienreise die Küste Liguriens: Genua, Sestri Levante, Lerici und alles was dazwischen liegt, sollen uns etwas fernab von Goethes Italienischer Reise ein paar erholsame Tage am Ligurischen Meer beschaffen. Das UNESCO Weltkulturerbe Cinque Terre, der Küstenabschnitt kurz vor La Spezia, wird uns ebenso beeindrucken wie die mondänen Bade- und Fischerorte.

Genua – Sestri Levante – Lerici

In Genua, der heutigen Hauptstadt der Region Ligurien und dem ehemaligen Zentrum der im Mittelalter bedeutenden Seerepublik, soll Christoph Kolumbus 1451 zur Welt gekommen sein. Zahlreiche Gemälde und Statuen sowie Namen von Hotels und Lokalen erinnern daran.
Die mittelalterliche Altstadt und der gigantische Hafen wirken auf uns leider nicht, im Gegensatz zu den vielen Straßenhändlern und Bettlern. Die als prächtig angekündigte Via XX. Settembre erscheint uns abschreckend und laut, vielleicht haben wir einfach zu viel Stadt hinter uns. Dennoch entdecken wir in Genau das beste italienische Restaurant der ganzen Reise: Antipasti di Mare und Antipasti di Terra, Gnocchi in Pesto genovese, Bruschetta und mehr. Dies alles genießen wir zusammen mit köstlichem Rotwein als die einzigen Touristen im Lokal, umgeben von Italienern.
Allein dafür hat sich der Abstecher gelohnt, am nächsten Tag geht es weiter in den sehr viel beschaulicheren Badeort Sestri Levante.

Nicht nur Hans Christian Andersen erkannte die Schönheit des mondänen Badeorts Sestri Levante. Er ist geprägt von den von einer Halbinsel getrennten Badebuchten Baia delle Favole im Westen und der östlichen Baia del Silenzio, welche uns mit ihrer beruhigenden Stille und der Kulisse von bunten Häusern, die sich an einer Bergstraße entlang hangeln, am meisten beeindruckt. Dank geliehener Räder entdecken wir noch mehr Badebuchten inmitten der ligurischen Steilküste, wo wir fast ganz allein, umgeben höchstens von Baukränen oder auch mal einem Bagger direkt vor der Nase, ausgiebig Sonne und Meer genießen.
Italia21Unterbrochen werden diese Ausflüge von typisch ligurischem Essen, cucina di terra e di mare: Meeresfrüchte und Fisch, Schinken und Käse, Focaccia und immer wieder: Pesto.
Gaumenfreuden und Stranderkundungen prägen den Aufenthalt im malerischen Sestri Levante. Wir unterbrechen ihn durch einen Ausflug ins Cinque Terre – dem UNESCO Kulturerbe von unbeschreiblicher Schönheit.

Vom Boot aus entdecken wir die fünf farbenfrohen Dörfer etwas südlich von Sestri Levante, die uns erscheinen, als klebten sie an Felsen und Buchten der ligurischen Steilküste. Laut einer sehr freundlichen australischen Touristin, die mit uns an Bord geht, haben wir „only little waves“, dennoch rebelliert mein Magen und ich kralle mich am Geländer fest und richte meinen Blick fest auf die faszinierenden Dörfer: Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore. Im letzten Dorf machen wir Halt, nicht einmal eine halbe Stunde Bootsfahrt und ich bin heilfroh, wieder auf festem Boden zu stehen. Aber es hat sich gelohnt.
Die bunten Häuser an den hohen Felsen, von denen anscheinend lebensmüde Amerikaner den Sprung in die Tiefe wagen, steile Treppen und schmale Gassen prägen das Bild des Fischerdorfs.
Der pittoreske Via dell’Amore, ein in die Felswand gehauener und nur zu Fuß begehbarer Weg, sollte uns eigentlich zurück nach Manarola führen, leider ist er wegen herunterfallender Felsbrocken gesperrt. Aufs Boot wage ich mich nicht noch einmal und so geht es zurück mit dem Zug, was ebenso beeindruckend ist, da dieser die ganze Zeit keine Entfernung zur Küste aufnimmt.

Der Abschied von Sestri Levante fällt nicht leicht, aber es geht weiter in den beinahe noch Italia23malerischeren Ort Lerici am Golfo dei Poeti, wo sich auch die englischen Romantiker Percy Bysshe Shelley und Lord Byron zeitweise niederließen. Das können wir gut nachvollziehen, sobald wir den ersten Blick auf das Hafenstädtchen, dessen Kulisse von dem auf einer Felsspitze thronenden Castello geprägt wird, erhaschen. Der Taxifahrer scheint unsere Begeisterung wahrzunehmen, nickt freudig und äußert stolz: „Si, si, Lerici!“
Da wir am Wochenende in Lerici gelandet sind, teilen wir den Strand mit einer Unmenge an Italienern, ziehen uns daher auf die ebenfalls als Liegefläche genutzten Felsbrocken zurück und lassen das beeindruckende Bild der unzähligen weißen Boote und des über uns thronenden Castellos auf uns wirken. Wir genießen das Bad im türkisenen Meer und stellen uns vor, wie es wohl gewesen sein mochte, als die englischen Romantiker hier ihre Sommer verbrachten. Wir besuchen die Villa Magni, in der Percy und Mary Shelley 1822 wohnten und den Strand davor, an dem Lord Byron veranlasste, die Leiche seines Freundes zu verbrennen, nachdem der Nichtschwimmer Shelley während eines Segelausflugs nach Livorno in einen Sturm geriet. Leider finden wir nirgends ein Museum über die englischen Dichter, aber der Golfo dei Poeti soll nach ihnen benannt sein. Und so genießen wir noch ein wenig die literarische Bedeutung, die hinter diesem Ort steckt und die anmutige Schönheit, bevor es weiter geht nach Pisa und Rom.