Bella Italia (Teil III)

 

Rom 1

Leider müssen wir Abschied nehmen vom malerischen Badeort Lerici und machen uns auf den Weg zu unserer letzten Station Rom, wo noch so viel Geschichte und Kultur auf uns warten. Auf dem Weg dorthin passieren wir die Orte La Spezia und Pisa und nehmen danach die Route von Goethes Italienischer Reise in die „Hauptstadt der Welt“ wieder auf.

La Spezia – Pisa – Rom 

Mit dem Taxi geht es von Lerici zurück nach La Spezia und von dort aus weiter mit dem Zug nach Pisa. Der aufgeschlossene Taxifahrer fragt uns, ob wir glücklich seien, Lerici zu verlassen. Wir verneinen deutlich, meinen wir wären gern noch länger in diesem schönen Ort geblieben und er widerlegt: Nein, nein, wir sollten doch glücklich sein, denn eine Schlechtwetterfront kündige sich an, eine Woche
Regen und Sturm seien angesagt. Also sind wir glücklich und erreichen das wunderschöne La Spezia, wie der Fahrer uns in seinem holprigen Englisch ankündigt. Ist es nicht wunderschön?, fragt er wieder und verschluckt sich dabei, er könne einfach nicht lügen, gesteht er uns. Wir sind also nicht die einzigen, die von dieser Stadt, die oft als ‚hässliches Entlein der Riviera di Levante’ bezeichnet wird, nicht begeistert sind. Der Taxifahrer schwärmt daraufhin von seiner Heimatstadt Sarzana, der Stadt, aus der der Marmor kommt, und fragt uns, ob es in Berlin auch Marmor gäbe. Gern würden wir noch mehr verstehen und hinterfragen, so begeistert wie er berichtet, leider verstehen wir ihn schlecht, so dass wir nur eifrig nicken und nett lächeln können. Dann bittet er uns plötzlich, ihm unsere Meinung zu einem besonders hässlichen Denkmal in La Spezia mitzuteilen und kommentiert selbst: Hässlich, oder? Was soll das bloß sein? Am Bahnhof angekommen winkt uns der freundliche Fahrer noch hinterher, nachdem er uns viel Spaß im – nun aber ernst gemeint – wunderschönen Rom gewünscht hat. Wir machen uns auf zum Fahrkartenautomat, am Schalter müssen wir schon lange nicht mehr nach der besten Zugverbindung fragen. 

Pisa passieren wir eigentlich nur, beschließen aber spontan die Stunde AufenthaltPisa zu nutzen und machen uns auf die Suche nach dem Schiefen Turm. Auf dem „Campo dei Miracoli“, der mit Dom, Baptisterium, Camposanto und eben dem Schiefen Turm eines der weltweit schönsten Ensembles von Sakralgebäuden ausmacht, bleiben wir überwältigt stehen. Der Turm ist wirklich schief und kann mittlerweile sogar wieder bestiegen werden. 

Auch sonst hat die Studentenstadt Pisa ein ganz besonderes Flair, das wir so auf unserer Italienreise noch nicht erlebt haben. Grüne Wiesen laden zum Verweilen ein, doch „die Begierde nach Rom zu kommen, war so groß, wuchs so sehr mit jedem Augenblicke, daß kein Bleiben war“, so jedenfalls ging es Goethe im Jahr 1786 und ein bisschen geht es auch uns so. Also auf nach Rom! 

Rom 2Vielleicht sollte man nicht abends in der italienischen Hauptstadt ankommen, wir jedenfalls sind am und um den dunklen Bahnhof Roma Centrale erst einmal etwas verängstigt und froh, als wir ein Hotel gefunden haben. Am nächsten Tag allerdings machen wir uns schon wesentlich befreiter auf, die ‚Ewige Stadt’ zu entdecken, so gut wie ohne Plan, „denn man kann sich nur in Rom auf Rom vorbereiten“, stellte Goethe fest und sehen wir schnell bestätigt. 

Auf dem Hügel des Palatin entstand Rom als Dorf von Hirten und Bauern noch vor dem traditionellen Gründungsjahr 753 vor Christus. Architekturdenkmäler aus allen Epochen, das Zentrum der katholischen Welt und gleichzeitig lebhafte Hauptstadt: Rom muss man einfach gesehen haben, auch, um die abendländische Kulturgeschichte zu verstehen. „Rom ist eine Welt, und man braucht Jahre, um sich nur erst drinnen gewahr zu werden“, so Goethe. 

Auch wir sind erschlagen von den nicht enden wollenden Sehenswürdigkeiten, bestaunen das 2000 Jahre alte Kolosseum, wo Elefanten, Nilpferde, Löwen und vor allem aber Gladiatoren ihr Leben ließen, das Forum Romanum, den Ort, wo sich das gesamte politische, religiöse und kaufmännische Lebens des antiken Roms abspielte, die Kaiserforen, die aufgrund der wachsenden Bevölkerung zu Zeiten Cäsars errichtet wurden, die vielen Säulen und Obelisken und ganz besonders bewundern wir das Pantheon, das komplexeste und besterhaltene Meisterwerk des alten Roms. 

Erschlagen sind wir auch von etwas anderem: den Massen an Touristen. Der wunderschöne Trevibrunnen ist so gut wie nicht zu erreichen, die Spanische Treppe vor Menschen kaum zu erkennen. Erst auf der Piazza del Popolo, einem der prunkvollsten Eingänge Roms, entspannen wir etwas und bewundern in aller Ruhe die symmetrisch errichteten Zwillingskirchen Santa Maria di Montesanto e Santa Maria de Miracoli. 

Leider können wir nicht wie Goethe über 200 Jahre vor uns in Ruhe „nach dem Petersplatze [gehen], wo wir erst auf und ab gehend und, wenn es uns zu warm wird, im Schatten des großen Obelisks, der eben für zwei breit genug geworfen wird, spazieren und Trauben verzehren“, denn auch um dorthin zu gelangen, müssen wir anstehen. Das Zentrum der Christenheit verwehrt uns erst einmal den Eingang, das Vatikanische Museum verlangt ebenso wie der Petersdom stundenlanges Anstehen ab, ohne Schatten spendende Obelisken, sodass ein kurzer Rundgang durch die Vatikanstadt genügen muss. Ich bin etwas traurig, dass wir ohne die Sixtinische Kapelle und Michelangelos „Jüngstes Gericht“ sowie seine  mannigfaltigen Deckengemälde gesehen zu haben kehrt machen. Vielleicht verfalle ich beim nächsten Besuch doch einem der unzähligen Reiseführer, von denen man im Minutentakt gefragt wird: Wanna skip the line?

Am Abend sind wir „müde und erschöpft vom Schauen und Staunen“ und lassen uns dennoch einen Spaziergang durch die nächtlichen Straßen nicht entgehen, denn „von der Schönheit, im vollen Mondschein Rom zu durchgehen, hat man, ohne es gesehen zu haben, keinen Begriff.“ 

Rom 3

Unsere Reise ist zu Ende, aber es wird nicht die letzte gewesen sein. Wir kommen ganz sicher wieder in das Land, wo die Zitronen blühen, um Florenz, Parma, Neapel oder Sizilien zu entdecken.