Wo sind all die Spieleabende hin?

Wer kennt sie noch, die guten alten Spieleabende in gemütlicher Runde? In der Kindheit gab es doch immer mal Abende, an denen man gerne mit der gesamten Familie an einem Tisch gesessen und gespielt hat. Vielleicht denkt sich jetzt der eine oder andere, dass es doch zuhauf Spieleabende gibt, ich solle nur mal in die Studenten-WGs gehen, da würde so gut wie jeden Abend am Tisch gesessen und „gespielt“. Gut, es sind zwar keine Familien, aber immerhin. Jedoch meine ich sicherlich nicht die „Zockabende“, wo sich zwar Menschen zum gemeinsamen Spielen treffen, die Spielinhalte allerdings ausschließlich auf elektronische Varianten begrenzt sind. Klar geht’s dabei mitunter ziemlich zur Sache, in der Erwachsenenvariante werden dabei auch ordentlich Bier und Chips konsumiert, aber diese Abende müssen tatsächlich nicht vermisst werden, denn die haben unseren (Spiel-)Alltag schon lange erobert.

Aber: was ist aus den traditionellen Spieleabenden geworden? Was mich angeht, hätte ich nichts gegen ein bisschen Retro einzuwenden. Ist es nicht eh gerade angesagt beispielsweise alte Mode neu zu entdecken? Warum nicht auch die alten Brettspiele aus den hinteren Ecken der Schränke räumen, sie entstauben und dann einige Freunde einladen, um einen ausgiebigen Spielabend zu erleben? Ich würde meinen, dass diese Abende von der Spannung und der Lebendigkeit her locker mit den „Zockabenden“ mithalten können. Und was das Essen angeht, kann man durchaus kreativ werden, denn Chips und Bier kann jeder! Wie wäre es beispielsweise mit einem leckeren Buffet? Da kann den ganzen Abend dran herumgegessen werden und es kann vorher vereinbart werden, dass jeder Gast seine Lieblingsspezialität mitbringt, damit nicht die ganze Arbeit an dem Gastgeber hängenbleibt.
Doch zurück zu den Brettspielen. Am besten ist, wenn man eine kleine Auswahl an Spielen bereitstellt. Dazu kann man entweder die geladenen Gäste bitten, ihr Lieblingsspiel mitzubringen oder man kann selbst verschiedene Spiele zur Verfügung stellen. Eine wunderbare Möglichkeit hierfür ist das Ausleihen von Spielen aus Bibliotheken. Der Vorteil liegt auf der Hand: man muss die Spiele nicht kaufen (mitunter sind die nicht gerade günstig) und sie können locker bei Nichtgefallen durch andere ausgetauscht werden. Sollten dann Spiele besonders gern gespielt werden, kann man sie immer noch jederzeit kaufen. Die Auswahl in den Bibliotheken ist oft derart groß, dass viele Spielabende damit gefüllt werden können.
Das wohl bekannteste Spiel neben „Mensch ärgere dich nicht“ ist „Monopoly“. Das Sortiment an Monopoly-Varianten ist wirklich riesig; da ist definitiv für jeden das Passende dabei. Es gibt beispielsweise Monopoly „Star Wars“, „Banking“, „Spongebob“, „Börse“, „Formula 1“ und verschiedene Fußballvereine wie „Bayern München“, „HSV“ und „BVB“. Man kann auch eine Monopoly-Variante wählen, die eine Stadt thematisiert oder gleich ganz Deutschland oder die ganze Welt. An diesem wirklich breiten Sortiment kann man gut erkennen, wie beliebt das Spiel ist. Weitere Ideen für Brettspiele können sich dann aus den Besuchen der Bibliotheken ergeben.

Auch Karten- oder Bewegungsspiele können und sollten in einen Spieleabend integriert werden. Ein besonders praktisches Kartenspiel ist „Sternstunden – Das Wissensspiel“. Hier kann man auf spielerische Weise sein Wissen über Texte erweitern oder auffrischen, die die deutsche Sprache nicht nur beeinflusst, sondern sie auch weiterentwickelt haben, beispielsweise das erste deutsche Wörterbuch und Einsteins Relativitätstheorie.

Um ein bisschen Bewegung in den Abend zu bringen, bieten sich eine oder mehrere Partien „Twister“ an; wer eine Kombi aus Bewegung und Brettspiel wünscht, der kann sich an „Activity“ versuchen. Hier müssen die Spieler auf dem Weg zum Ziel Dinge beschreiben, zeichnen und darstellen. Für Spieleabende, an denen besonders viele Gäste teilnehmen, empfiehlt sich „Tabu“, wo mindestens zwei Gruppen gebildet werden und Dinge beschrieben werden müssen, ohne die Wörter zu verwenden, die unter dem gesuchten Begriff stehen.

Eine besonders eigensinnige, aber absolut empfehlenswerte Form eines „Spieleabends“ ist das Krimi-Dinner. Ich habe selbst mal an einem teilgenommen und war schlicht begeistert! Bevor der Abend stattfindet, bekommt jeder Gast eine Rolle zugeschrieben, die dann während des Abends konsequent durchgehalten werden muss. Dazu gehört natürlich auch die passende Garderobe. Die einzigen Hinweise zur Gestaltung des Abends lauten, dass ein gemeinsames Dinner stattfinden wird und dass ein, allen Gästen bekannter, Mensch getötet wurde. Es gilt dann während des Essens herauszufinden, wer den Bekannten ermordet hat und warum – dabei verdächtigt jeder jeden. Während des Dinners werden vom Gastgeber immer weitere Hinweise zum Täter in die Runde gegeben. Selbst der Täter weiß lange Zeit nicht, dass er der Mörder ist. Es handelt sich bei dem Krimi-Dinner um ein Rollenspiel, welches allerdings nur eine begrenzte Anzahl an Gästen zulässt.

Ihr habt bestimmt noch ganz eigene Ideen, einen Spieleabend zu gestalten, der Phantasie sind dabei auch so gut wie keine Grenzen gesetzt. Es wird vielleicht sogar den einen oder anderen Gast geben, der vorher eher desinteressiert war und währenddessen merkt, wie spaßig und spannend ein solcher Abend sein kann.

Mir bleibt nun nur noch zu sagen: sogar die Jahreszeit mit ihren verregneten, dunklen Tagen ist perfekt dafür, also auf geht’s, seid mutig und überzeugt eure Freunde oder eure Familie von dieser (Retro-)Variante einer Abendgestaltung. Ich wünsche euch tolle Spieleabende!

Eure Emma