Kleine Kulturgeschichte des Liegens – eine Lektüre der anderen Art

bedroom-690129_1280Kulturgeschichten findet man zu den unterschiedlichsten Themen. Chronologisch und historisch belegt beschreiben sie die Entstehung und Entwicklung verschiedener Phänomene und kultureller Erscheinungen. Anthony Burgess aber hat 1982 mit Wiege, Bett und Récamier. Kleine Kulturgeschichte des Liegens (Originaltitel On Going to Bed) eine etwas andere Art der Kulturgeschichte geschrieben, in der das Bett im Mittelpunkt steht. Anders als in anderen Werken sucht der Leser hier vergebens nach Literatur- und Quellenverzeichnis. Denn was Burgess hier liefert, ist seine ganz eigene Version einer monothematischen Ausarbeitung. Die, man kann es als Leser, der es gewohnt ist trockene wissenschaftliche Texte zu lesen, kaum glauben, amüsant und unterhaltend ist.

So wird die Liegestatt des Bettes hier zwar auch von Anbeginn seiner Geschichte beschrieben und bebildert, doch lässt Burgess den Leser auch an seiner ganz persönlichen Beziehung zum Möbelstück des Bettes teilhaben. Der Autor von A Clockwork Orange erzählt – und an dieser Stelle darf man tatsächlich von einer Erzählung sprechen – von den Erinnerungen an seine diversen Schlafplätze: vom Bett im Kinderzimmer, über die Hängematte im Truppenschiff bis hin zur, von ihm bevorzugten, einfachen Matratze auf dem Boden.

Über ein so ungewöhnliches Thema zu lesen, ist inspirierend und eröffnet einem einen völlig neuen Blick auf den Gegenstand des Bettes. Wir benutzen es täglich, schlafen, faulenzen, arbeiten und lieben darin, aber über seine eigentliche Bedeutung für uns, haben wohl die wenigsten schon einmal bewusst nachgedacht. Genau das ist das Erfrischende an Burgess’ Text, den Kopf einem neuen Thema zu widmen und sich darauf einzulassen die gewohnten, ausgetretenen Denkpfade zu verlassen.

Jedem, ob Langschläfer, im Bett-Frühstücker oder Bettflüchter, ist die Kleine Kulturgeschichte des Liegens als abwechslungsreiche Lektüre zu empfehlen.

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