Ein ganz persönlicher Perspektivwechsel

Seit dem 01.02.2013 ist Heinos neues Album erhältlich: „Mit freundlichen Grüßen“ nennt es sich. Keine große Sache für mich, dachte ich – bis ich dann darauf aufmerksam gemacht wurde, um welche Lieder es sich eigentlich handelt. Heino singt also Lieder von Rammstein und den Ärzten? Was ist denn jetzt bitte los?? Ist der etwa vollkommen wahnsinnig geworden??
Dann dachte ich mir aber: leg deine Vorurteile doch Mal beiseite und betrachte das Album unter sachlich-nüchternen Gesichtspunkten.
Daraufhin habe ich zuerst einmal auf Heinos Internetseite geblickt und folgende Aussagen zu seinem neuen Album gefunden:

Bei dem neuen Album handelt es sich um ein „Projekt, das Tradition und Zeitgeist vereint (…).“ Mit freundlichen Grüßen enthält ausschließlich Lieblingssongs (von Heino). Außerdem trifft „musikalische Ernsthaftigkeit auf inhaltliches Augenzwinkern“.

Nicht wirklich aufschlussreich, dachte ich weiter und wühlte mich durch bereits veröffentlichte Zeitungsartikel, die sich mit dem neuen Album auseinandersetzen: die Ärzte wollten rechtliche Schritte einleiten, die Gruppe Rammstein soll böse geschimpft haben und sogar von einem Rockerkrieg gegen Heino war die Rede. Einige Tage später waren dann Artikel erschienen, die die angeblich kritisierenden und aufgeregten Aussagen von den Ärzten, Rammstein und Co. dementieren – anscheinend nehmen das doch alle relativ gelassen.
Und weitere Aussagen ließen sich finden: „Er möchte den Kollegen, die ihn jahrelang (…) veräppelt haben, einfach auch mal einen Spiegel vorhalten“ und gleichzeitig sei das Album als Hommage an die deutsche Rock- und Pop-Musik anzusehen (Manager Jan Mewes).
Ob nun die Lieder deshalb so nah an den Originalen geblieben sind, weil Heino der Meinung ist, dass „Die Kompositionen der Ausgangs-Songs ohnehin kaum zu verbessern“ sind oder weil der urheberrechtliche Hintergrund ihm verbietet, die Lieder auch nur ansatzweise zu verändern, sei dahingestellt.
Frank Laufenberg, ein Urgestein in der Radiowelt, sagte Folgendes über das Album:
„Warum sollten die Songs nicht mal von einer ganz anderen Seite präsentiert werden“. Und da gebe ich ihm absolut Recht.
Meine Meinung hat sich vom anfänglichen Schock über „Was der sich dabei wohl gedacht haben mag?“ bis hin zu „Warum eigentlich nicht?“ gewandelt. Andere Musiker können sich in ihren Texten ja auch über Musikerkollegen, und ganz besonders über Heino, lächerlich machen. Da ist es doch eigentlich nur gerecht, wenn auch Heino auf dieses Pferd aufspringt. Sowohl rechtlich, als auch künstlerisch hat Heino alle Freiheiten ausgeschöpft und sich dadurch in das Bewusstsein der modernen Musikwelt katapultiert. Wer kann denn schon sowas von sich behaupten? Allenfalls doch der Vater der deutschen Volksmusik. Von mir gibt’s, nach einigen Überlegungen, den Daumen hoch!

Und mal ehrlich: dieses unverwechselbare rollende „Heino-R“ ist doch wirklich ein Ohrenschmaus!

🙂