Von Besserwissern und Kindergärten

Wir kennen Anglizismen mittlerweile aus jedem Lebensbereich. In Modeläden sind Kleidungsstücke on sale, die Leute arbeiten im Management, der Professor stellt uns eine Deadline für unsere nächste Hausarbeit, wir verteilen Flyer für das nächste anstehende Event, und tagtäglich benutzen wir unser Handy, um zu kommunizieren. Der eine beschwert sich darüber, der andere findet es gut – oder womöglich sogar cool. Aber mal ganz abgesehen davon: Gibt es das ganze eigentlich auch andersherum? Was für deutsche Wörter werden vielleicht in anderen Sprachen übernommen und in der Alltagssprache verwendet? 

Bei all dem Denglisch um uns herum fällt uns manchmal gar nicht auf, dass dasselbe Phänomen genauso in anderen Sprachen existiert. Und dass es an sich erst einmal keine schlechte und schlimme Sache ist. Denn für manche Wörter gibt es eben einfach keine entsprechende Übersetzung, sodass es sich manchmal einfach anbietet, ein Wort aus einer fremden Sprache in den eigenen Wortschatz einzubürgern.

Es gibt einige schöne Beispiele von deutschen Wörtern bzw. von aus dem Deutschen entlehnten Wörtern, die im Ausland ganz selbstverständlich verwendet werden.

Kindergarten
Vermutlich das bekannteste aller Beispiele. Nachdem sich vor etwas über 170 Jahren die ersten Kindergärten in Deutschland gründeten, folgte 1851 der erste außerhalb des deutschsprachigen Raumes: in London. Wieder fünf Jahre später entstand der erste Kindergarten in den USA – deutschsprachig, da er für die Kinder der deutschen Einwanderer gedacht war. Weitere 25 Jahre vergingen und es gab bereits 348 Kindergärten in den USA. Viele Amerikaner sind sich heutzutage gar nicht mehr bewusst über die deutsche Herkunft des Wortes.

Aber jetzt!
Wir Deutschen werden auf Afrikaans Aberjetze genannt. Das geht darauf zurück, dass in der Kolonialzeit die Deutschen ihre Arbeiter oft mit den Worten “Aber jetzt!” antrieben, damit sie schneller arbeiteten.

Was ist das?
Das im Deutschen als “Oberlicht” bezeichnete Fenster heißt im Französischen “vasistas”. Scheinbar liegt der Wortursprung wohl in den napoleonischen Kriegen, als die französischen Soldaten beim Erblicken von diesen eingebauten Klappfenstern in deutschen Häusern nachfragten: “Was ist das?”

Mannschaft
Die deutsche Fußballnationalmannschaft wird z.B. in Frankreich oder Italien gerne einfach mal beim deutschen Namen genannt und ganz simpel als “Mannschaft” bezeichnet.

Hab und Gut
Im Dänischen verwendet man hin und wieder den Begriff “habengut” anstelle des deutschen Ausdrucks “Hab und Gut” für den eigenen Besitz, den man mitnimmt, wohin auch immer man geht. Wandergesellen, die ihren kompletten Besitz mit sich auf der Wanderung trugen, brachten diesen Ausdruck nach Dänemark.

Besserwisser
Den Besserwisser gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch in Finnland – allerdings in der etwas niedlicheren Form, denn er wird dort “besserwisseri” genannt.

Gesundheit!
Schon einige Jahre ist es her: Ich war in den USA, hörte jemanden niesen, und hörte gleich daran anschließend jemanden “Gesundheit!” rufen, und stutzte. Bis dahin war mir nämlich nicht bewusst gewesen, dass nicht jeder auf ein Niesen mit einem “Bless you!” reagiert, sondern dass es durchaus geläufig ist, auf die deutsche Art und Weise dem Niesenden Besserung zu wünschen.

All diese deutschen Wörter, die in andere Sprachen übernommen wurden, nennt man übrigens in der Fachsprache Germanismen.

Zum Schluss nun aber noch mein persönliches Lieblingswort: Strudel. Im Hebräischen wird das @-Zeichen, welches wir in E-Mails benutzen, Strudel genannt, da es die gerollte Form des Apfelstrudels hat!

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