Reisebericht Jordanien

Jordanien steht nicht bei jedem Reisebegeisterten auf der Liste, geschweige denn an oberster Stelle. Im Dezember habe ich mit meiner Familie eine Rundreise durch das arabische Land gemacht und einige Höhepunkte erlebt. Unsere neuntägige Rundreise begann in der Hauptstadt Amman, wo sich auch der größte Flughafen des Landes befindet. Fast die Hälfte der Einwohner Jordaniens, nämlich 4 Millionen, leben in Amman. Eine gute Übersicht über die gigantischen Ausmaße der Stadt und idealer Beginn der Rundreise ist die Zitadelle. Auf einem Hügel wird durch Bauten verschiedenster Völkergruppen die lange Geschichte der Stadt gut dargestellt, es empfiehlt sich hier einen (lizensierten!) Führer zu nehmen, der besser und korrekter erklärt als die spärlich aufgestellten Tafeln. Von hier aus hat man einen guten Blick auf die Stadt und das römische Theater, das zu seinen Hochzeiten bis zu 7000 Menschen fassen konnte.

Tipp: Wenn man sich vorab den Jordan Pass kauft, spart man sich die Eintritte in die meisten Sehenswürdigkeiten und hat das Visum auch noch gleich mit drin. Es gibt verschiedene Angebote, die sich alle lohnen. Einziger Nachteil ist, dass man den Pass immer in ausgedruckter Form mit sich führen sollte.

Das Schatzhaus in Petra

Nach nur einem Tag in Amman – viel gibt es nicht zu sehen – sind wir in den Süden gereist. Unseren absoluten Höhepunkt der Reise sahen wir in dem Besuch der Felsenstadt Petra, die erst 2007 zu einem der neuen sieben Weltwunder ernannt wurde. Einen Vorgeschmack bekamen wir in Little Petra, was als Vorort Petras bezeichnet wird und einen Einblick in die fantastischen Meißelarbeiten der Nabatäer bietet. Petra erreicht man durch einen 1,2km langen Schacht, an dessen Ende plötzlich das beeindruckende Schatzhaus auf einen wartet. Das fast 40 Meter hohe und 25 Meter breite Bauwerk war das Mausoleum einer Königsfamilie und ist ein bekanntes Fotomotiv. Doch Petra hat noch mehr zu bieten. Man sollte sich hier mindestens einen ganzen Tag Zeit nehmen, um alles zu sehen. Wir haben in eineinhalb Tagen nicht jeden Wanderweg geschafft. Die Stadt erstreckt sich über ein riesiges bergiges Areal, einige Bauwerke sind nur durch einen längeren Fuß- oder sogar Klettermarsch zu erreichen. Aber es lohnt sich, für mich ist Petra einer der faszinierendsten Orte, die ich bislang sehen durfte. Zu beachten ist hier, dass man gutes Schuhwerk tragen sollte, körperlich leistungsfähig, viel Wasser im Gepäck (im Sommer können es hier bis zu 50 Grad werden) haben sollte und man sollte sich an die Richtlinien halten. Tierschutzrechtler haben in den letzten Jahren hier einiges getan, um den Eseln, Pferden und Kamelen, die hier als Fortbewegungsmittel für fußfaule Reisende eingesetzt werden, das Leben etwas zu erleichtern. Dennoch sollte man auf die Nutzung dieser Tiere unbedingt verzichten, um diese Geldmacherei nicht weiter zu unterstützen. Die Tiere stehen stundenlang ohne Wasser und Futter in der Sonne und weisen teilweise deutliche Verletzungen und Krankheiten auf.

Zelthotel in Wadi Rum

Von Petra ging es weiter südöstlich in das Naturschutzgebiet Wadi Rum. Die von Felsen umgebene Wüste bot für eine Nacht unsere Übernachtungsstätte. Modern angelegte Zeltplätze verteilen sich geschützt an den Felsen, drum herum befindet sich nur Sand. Neben Petra ist das Wadi Rum ein weiterer Ort, den man bei einer Jordanienreise nicht vergessen darf. Bei einer Jeeptour konnten wir in die Felsen gemeißelte Nachrichten der Nabatäer entdecken. Witzig war meine Abfahrt mit einem Snowboard von einem Sandhügel.

Um uns von den Eindrücken zu erholen, ging es für zwei Tage in den Süden nach Akaba. Die touristische Stadt am Roten Meer ist nicht unbedingt ein Schmuckstück, bietet aber alles an Unterhaltung, Wassersport und Erholung. Auf der anderen Seite der Meereszunge liegt das israelische Eilat.

Totes Meer

Nach den Tagen am Roten Meer fuhren wir zum Toten Meer und bekamen bei Ankunft die schlechtmöglichste Nachricht: Aufgrund des Windes war es nicht erlaubt, im Toten Meer zu schwimmen. Glücklicherweise besaß unser Hotel ein innen gelegens Schwimmbecken, welches mit dem salzigen Meereswasser gefüllt war und wir konnten so trotzdem erleben, wie leicht man in dem Wasser wird. Wir empfanden den Pool sogar als vorteilhaft, weil man sich am Rand festhalten konnte, sich nicht um Wellen sorgen musste und mehr umhertollen konnte. Richtig schwimmen kann man in diesem Wasser nicht, der hohe Salzgehalt treibt einen zu weit hoch. Auch gerade Stehen erfordert ein wenig Balance und Körpergefühl. Spannend ist das Erlebnis allemal und eine natürliche Schlammkur für weiche Haut darf man sich hier auch nicht entgehen lassen.

Mosaik in Madaba

Die letzte Station unserer Reise war Madaba – die Mosaikstadt. Die schönen byzantinischen Mosaike und römischen Bauten waren jedoch schnell besichtigt. Madaba ist zudem sehr nah am internationalen Flughafen, weshalb es sich bei vielen Urlaubern als Anfangs- oder Endpunkt ihrer Jordanienreise anbietet.

Insgesamt ist Jordanien ein spannendes Reiseland. Kulinarisch kann man mit Hummus, Baba Ganoush und Fladenbrot in keinem Restaurant etwas falsch machen, die orientalische Küche hat aber noch viel mehr geschmackliche Köstlichkeiten anzubieten (mein Favorit: Shish Taouk – mit Zitrone marinierte Hähnchenspieße, dazu gibt es meist Reis und Salat). Wir haben uns sehr sicher gefühlt, die Polizei zeigt unaufdringliche Präsenz. Die allzu verhassten Souvenirverkäufer und Händler, die sich in solchen Reiseländern ja gerne mal auf einen stürzen, sind sehr zurückhaltend und immer freundlich. Generell sind die Jordanier ein sehr besonnenes und freundliches Volk. Gerne wird man zum Kaffee oder Abendessen eingeladen. Wenn sich die Möglichkeit bietet: Unbedingt mit Einheimischen unterhalten, die meisten sprechen auch Englisch – denn Barrieren und Vorurteile sind nur da, wo nicht kommuniziert wird.

Fotos: privat

Wadi Rum