Wer war eigentlich …

Epikur?

Weiter geht es in meiner philosophischen Reihe mit dem antiken griechischen Denker Epikur (341-270 v. Chr.), dem Gründer des Epikureismus. Im Zentrum seiner Lehre steht zum einen die Frage nach der irdischen Glückseligkeit und zum anderen die Überwindung der Furcht bzw. die Angst vor dem Tod. Anders als zuvor Sokrates, der lehrt, dass das Streben nach Wissen und Wahrheit ein würdiges Leben ausmacht, versteht Epikur Seelenruhe und Gelassenheit als Ziel des Lebens.Weil Epikur als Grundlage der Glückseligkeit Lust ausmacht, eilt ihm der Ruf des Lüstlings, des Genussmenschen voraus. Der Epikureismus wird dadurch oft als das Streben nach sinnlicher Lust um ihrer selbst willen abgestempelt. Warum das aber nicht stimmt und was es mit Epikurs hedonistischer Moralphilosophie genau auf sich hat, erläutere ich im Folgenden.

Von Epikurs Werken sind nur Fragmente erhalten, doch dadurch, dass seine Schüler (genannt Epikureer) die Erkenntnisse seiner Lehre auswendig lernen mussten, sind seine Lehrsätze bis heute gut zu erfassen. Epikur gründete seine eigene Schule, die „Der Garten“ genannt wurde.

In erster Linie stellt Epikur fest, dass das Streben nach Lust und das Vermeiden von Schmerz die Natur des Menschen ausmacht. Lust sei das höchste zu erreichende Gut und die Grundlage der Glückseligkeit: „Wenn wir also sagen, Lust sei das höchste Gut, dann meinen wir nicht die Lüste der Prasser und des Genießens, wie einige Unwissende und Andersdenkende oder Missverstehende glauben, sondern das Freisein von körperlichem Schmerz und seelischer Aufregung“. Epikur erklärt, dass er unter Lust die Befreiung von körperlichem und geistigem Schmerz, Selbstgenügsamkeit, eine moderate, bedachte Lebensführung und Furchtlosigkeit versteht.

Laut Epikur ist das Ziel des Lebens Glück: Glück kann der Mensch nur erreichen, wenn er frei von Furcht und Schmerz ist. Das größte Hindernis, das sich dem Glück in den Weg stellt, ist laut Epikur die Furcht vor dem Tod. Durch diese (größte) Angst des Menschen, wird nicht Glück, sondern Unglück verursacht. Folglich kann der Mensch nur glücklich sein, wenn er die Angst vor dem Tod überwindet. Hierzu muss sich der Mensch, so Epikur, vor Augen führen, dass der Tod das Ende des Fühlens darstellt, sodass er körperlich nicht schmerzhaft sein kann. Der Tod stellt, so Epikur, auch das Ende des Bewusstseins dar, sodass er nicht nur körperlich, sondern auch emotional nicht schmerzhaft sein kann. Epikur schlussfolgert, dass der Tod demnach nichts ist, das der Mensch fürchten muss.

Epikur behauptet auch, dass die Seele des Menschen im Augenblick des Sterbens endet, sodass er den Tod als Ganzes auch gar nicht miterleben kann. Diese These führte zum Vorwurf der Gotteslästerung, denn die Menschen fürchteten nicht nur den Tod, sondern auch das Leben danach, an das sie feste glaubten: Wer den Zorn der Götter auf sich ziehe, habe dies im Leben nach dem Tod zu büßen. Epikur argumentiert diesbezüglich nicht direkt für den Atheismus, doch in seinem Ziel, den Menschen die Angst vor dem Tod zu nehmen, hält er die Furcht vor den Göttern für unbegründet und erklärt: Entweder wollen die Götter etwas gegen das Übel tun und können es nicht, oder sie können etwas tun, wollen es aber nicht. Entweder muss man sie also nicht fürchten, da sie keine Macht besitzen, oder sie sind böse und folglich keine wahren Götter. Er leugnet nicht, dass es Götter gibt, doch er ist überzeugt, dass diese keinen Einfluss auf das Schicksal der Menschen nehmen.

Dadurch befreit Epikur seine Anhänger vom Glauben des vorherbestimmten Schicksals, wie es die Stoiker lehrten. Im Gegensatz zu den Stoikern ist Epikur ein Verfechter der Willensfreiheit. Der Mensch ist laut Epikur Herr seines Lebens und kann es in Freiheit gestalten, wie es ihm gefällt.

Epikurs Philosophie wirkte noch über Jahrhunderte. Seine Gedanken tauchten im 18. Jahrhundert in den Schriften von Jeremy Bentham und John Stuart Mill wieder auf. Die Philosophie des Epikureismus versteht sich als konsequente und in sich stimmige Lebensform. Ludwig Marcuse formuliert Epikurs Botschaft so: „Es kommt alles darauf an, dass du, Mensch, der du heute hier lebst, glücklich lebst; du bist da, um dein einziges, einmaliges Leben mit Glück zu füllen“.

Literatur über Epikur:

Hans Poller: Die Philosophen und ihre Kerngedanken. Olzog Verlag. 2007

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