Nie wieder Pop

Fynn Kliemann, den sympathischen Alleskönner aus Niedersachsen, kennen einige vielleicht nur auf YouTube. Seine beiden Kanäle „Fynn Kliemann“ und „Kliemannsland“ haben jeweils über 550.000 Abonnenten. In witzigen Videos zeigt der selbsternannte „Heimwerkerking“, wie er einen Hühnerstall baut, winzige Mopeds frisiert und mit seinen Freunden allerhand nützliches und unnützes Zeug baut.

Der gelernte Mediengestalter hat neben seiner YouTube-Karriere noch eine eigene Medienagentur. Als wäre das nicht genug, gründete er sein eigenes Musiklabel „Two Finger Records“, unter dem sein erstes selbst produziertes Album Nie am 28. September 2018 veröffentlicht wurde. Das besondere an dem Musikalbum war, dass es nur ein Mal in streng limitierter Auflage erschien. Nach eigener Aussage wollte Kliemann nicht, dass sein Album irgendwann als Ladenhüter in der rabattierten Ecke einstauben könnte. Deshalb wurden nur so viele CDs und Schallplatten produziert, wie vorbestellt wurden.

Am 29. Mai 2020 kam Kliemanns zweites Album Pop auf den Markt. Auch hier ließ er nur so viele Tonträger produzieren, wie vorab bestellt wurden. Zu seinem zweiten Musikalbum sagt er folgendes:

„Nie wieder hab ich gesagt. Ey, ich hab mir sogar Memo-Videos aufgenommen, in denen ich mich selbst vor diesem Album gewarnt habe. Aber „was heißt schon nie, wenn man süchtig ist?“. Ein Jahr hab ich heimlich hier dran gearbeitet. Immer nachts, jede Nacht. Bis etwas fertig war, das ehrlicher und direkter nicht sein könnte. Ich glaube dabei bin ich besser geworden. Kann klarer sagen, was ich sagen will und unverschämter Themen benennen, die ich anders nie aussprechen könnte.“

Kliemanns Musik hört man die Eigenproduktion an und das ist ganz und gar positiv zu verstehen. Vom Text über die Produktion bis zur Vermarktung ist alles durch die Hände des 32-jährigen gegangen. Seine raue Stimme und die blanken, ehrlichen Texte harmonieren mit dem modernen Pop, mal melodischer, mal recht elektronisch. Viele Lieder muss man zwei, drei oder vier Mal hören, um sie zu verstehen, die Botschaft zu erkennen und manchmal auch, um aus Kliemanns Genuschel die Wörter zu erkennen.

Pro bestelltem Album geht 1€ an neue Künstlerinnen und Künstler. Auch das ist typisch Kliemann. Er ist nicht auf Profit aus, er macht Musik, weil er Bock darauf hat. Auf Tour gehen oder Konzerte spielen möchte er nicht. Er fühlt sich unwohl bei dem Gedanken durch die Republik zu fahren und Menschen für seine Kunst bezahlen zu lassen. Lieber macht er weiter unterhaltende YouTube Videos, bastelt nachts an neuer Musik oder baut – wie aktuell – zusammen mit Olli Schulz ein Hausboot für Künstler um. Der Mann steckt voller Überraschungen.

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